Ab in die Freiheit!

Als ich meinen letzten Blogartikel schrieb war ich circa 30Km vor der azerbaijaninschen Grenze. Doch wider Erwarten war mein Abenteuer in Azerbaijan noch nicht zu Ende. Azerbaijan: Baku & Co Am morgen war ich von einem Mann in Militäruniform und alten, kaputten Privatwagen und einem Mann in zivil, der mir von dem Anderen als „Patron“ vorgestellt wurde, geweckt wurden. Sie wollten wissen was ich mache und meinen Ausweis kontrollieren. Nach einer halben Stunde waren sie fertig, sie konnten einfach nichts finden. Ich bekam meinen Ausweis wieder und sie fragten zum Abschluss, ob ich ein Problem hätte. Natürlich sagte ich nicht, dass mein Problem in ihrer nervigen Kontrolle bestünde. So verschwanden sie und ich radelte zur Grenze. Basar Teheran An der Grenze versuchte ich es wie immer zuerst bei der Abfertigung für die Autos, leider wurde ich abgewiesen und ich musste beim Fußgängerübergang mein Fahrrad durch enge Gatter schieben. Die ersten drei Passkontrollen waren kein Problem, dann das Fahrrad abladen, alles Gepäck durch den Gepäckscanner, vor dessen Monitor jedoch niemand saß, und das Fahrrad durch den Metalldetektor. Es piept. Es interessiert jedoch niemanden. Dann alles wieder aufladen und zum finalen Beamten, der mit dem Stempel und Computer. Er runzelt der Stirn: „Schengen-Pass“. (Nur am Rande: Die Schengenraum Pässe haben einen dickeren Einband als die GUS-Pässe und die Beamten haben immer Probleme sie richtig in den Scanner zu schieben.) Der Beamte kommt zum Ergebnis „Problem“. Ich bin mir sicher alles richtig gemacht zu haben, ich war am dritten Tag beim Migrationsservice, verzweifelt halte ich dem Beamten meinen Beleg hin, doch sein Urteil steht fest „Problem“. Rasht Leider kann keiner der Beamten englisch und ich hatte am Morgen gelernt, dass ich das schnelle und komplizierte russisch der Offiziellen nicht verstehe. Einige Beamten sagen ich müsse zurück nach Lankeran fahren, andere meinen ich solle zum Migrationsservice in Baku. Beim hinaus schieben deutet einer der Beamten auf einen Mann in Anzug und sagt, dass er der zuständige Migrationsbeamte an der Grenze sein. Der Migrationsbeamte nimmt mich mit in sein Büro, er überprüft meine Papiere und kann kein Problem erkennen, also gehen wir zur Grenze ( durch alle Kontrollen und den Metalldetektor). Die Grenzer bleiben bei ihrer Aussage. Zurück im Büro der Migrationsbeamte, verdeutlicht er mir, dass er in Baku anrufen müsse, dafür jedoch Geld auf seinem Handy benötige, also solle ich in den Kiosk neben an gehen und ihm eine Guthabenkarte für sein Handy kaufen. Als ich mit der Karte wieder komme, macht er einen sehr zufriedenen Eindruck. Er telefoniert. Wir gehen wieder zur Grenze. Die Grenzer bleiben bei ihrem „Problem“. Wir gehen wieder hinaus. Der jetzt deutlich hilfsbereitere Migrationsbeamte erklärt mir ich solle zehn Minuten warten, dann wieder hinein gehen soll, seine Kollegen werden inzwischen Zeit meinen Namen aus dem Computer löschen (?). Ich schaue auf die Uhr inzwischen ist es 17:40 Uhr die Grenze schließt in zwanzig Minuten. Ich gehe wieder hinein und zur Überraschung aller (vor allem der Grenzbeamten) ist das „Problem“ in ihrem Computer verschwunden. Freudigen Schrittes renne ich fast über die Grenze, ich bin frei! Rasht Nach dem ich dreieinhalb Stunden für die Überwindung der azerbaijanischen Grenze gebraucht habe, sind die iranischen Grenzer super entspannt. Alle sprechen englisch. Sie sind nett, höflich und interessiert. Der Zoll fragt was in meinen Taschen ist, ich sage Campingausrüstung, er ist zufrieden. Ich bekomme einen Stempel in den Pass. Nach zwanzig Minuten bin ich im Iran. hana Ich bin froh im Iran zu sein. Rückblickend war Azerbaijan sehr anstrengend. Der Verkehr von Baku bis zur Grenze war einfach zu dicht, die Straße war zu klein, die Auto zu schnell. Da hilft es auch nicht, dass die Azerbaijaner generell rücksichtsvoller fahren als die Georgier. Zusätzlich zum Verkehr habe ich das aufdringliche Interesse der Azerbaijaner als sehr anstrengend empfunden. Sobald ich erspäht wurden, haben sie aller stehen und liegen gelassen und gerufen und gewunken. Wenn ich irgendwo angehalten habe, hatte ich sofort ein Grüppchen um mein Rad. Einkaufen entwickelte sich zu einer Prozession. Zusätzlich kommt das im ländlichen Azerbaijan keine Englischkenntnisse vorhanden sind. Jedoch muss sich jeder einzelne persönlich davon überzeugen, dass ich kein azerbaijanisch spreche und mein russisch auch eher nicht vorhanden ist. Rasht Die Inaner empfinde ich als deutlich angenehmer, sie sind sehr höflich und hilfsbereit. Sie starren nicht. Sie sind interessiert aber nicht aufdringlich. Sie machen nicht unnötig Lärm. Sie sprechen alle etwas englisch. Außerdem habe ich noch kein anderes Land erlebt, wo sich die Menschen so sehr für Politik interessieren und darüber auf hohem Niveau sprechen können. Ich bin froh im Iran zu sein. Basar Teheran

Goodbye Aliyevstan

Baku
Ein nicht selten anzutreffender Gedanke in Azerbaijan ist, dass es gar nicht so schlecht gewesen wäre, wenn Hitler gesiegt hätte, dann wären alle Azerbaijaner jetzt Deutsche und ihnen würde es besser gehen.
Azerbaijan: Baku & Co
Ziel der beiden letzten Auswüchse des deutschen Imperialismus war auch immer das schwarze Gold von Baku. Ob es Deutschland dieses Mal gelingt, nachdem Europa zwar nicht militärisch dafür aber wirtschaftlich beherrscht wird, bleibt spannend.
BTC
Die Arte-Sendung „Mit offenen Karten“ fast die geopolitischen Interessen in Azerbaijan zusammen.
Obststände
Auf dem Weg von Baku nach Süden begegnen mir wieder viele bunte Obststände.
Obststände
An den Hauptstraßen sind in regelmäßigen Abständen Polizeistationen, alle LKW müssen hier anhalten. Häufig winken die Polizisten auch einige PKW heraus. Einmal wurde ich auch von der Polizei angehalten. Sie interessierten sich aber mehr dafür woher ich komme und wohin ich möchte. Meinen Ausweis wollten sie nicht sehen. Sie luden mich zum Tee ein. Ich solle zur Polizeiwache fahren, sie würden bald nach kommen. Auf den zweihundert Metern überlegte ich, was ich tun sollte, jeder hatte mich vor der Polizei gewarnt, ich könnte einfach weiterfahren. Schließlich siegte die Neugier.
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Vor der Polizeiwache war eine Fahrzeugwaage im Boden. Wenn ich es richtig gesehen habe, saßen alle Polizisten jedoch im Aufenthaltsraum und keiner an dem Computer, der die Waage kontrolliert. Jeder angehaltene LKW-Fahrer kam in den Raum, legte zwei bis vier Manat auf den Tisch und ging wieder. Die Polizisten notierten etwas in einem Buch und schoben die Geldscheine unter, dass Buch. Woran sich der Preis bemisst und wofür gezahlt wurde, kann ich nicht sagen. Als es mit einem LKW-Fahrer zu Meinungsverschiedenheiten über den Preis kam, die Polizisten ihre Jacken anzogen und Mützen aufsetzten. Habe ich lieber schnell meinen Tee ausgetrunken und mich verabschiedet.
Azerbaijan: Baku & Co
Nach Niedersachsen verlasse ich nun das zweite Öl-Scheichtum. Beide prägt eine gewisse Korruptionswüste um die Hauptstadt auch wenn in Hanover das Ruder nicht mit so starker Hand geführt wird.
Aliyev

Gedanken aus Baku

Azerbaijan: Baku & Co
Ruhe, das höchste Glück auf Erden, kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz.“ – Johann Georg Zimmermann, Über die Einsamkeit
Azerbaijan: Baku & Co
Manchmal bringen mich Gesprächspartner mit einfachen Fragen zum Grübeln. „Gibt es große Unterschiede zwischen den Generationen in Deutschland?“ Hier ein paar Gedanken: Einerseits gibt es in Deutschland Unterschiede zwischen Menschen. Es gibt auch Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen. Andererseits sind diese Unterschiede häufig auf einer individuellen Ebene. Einzelne Menschen (die womöglich unterschiedlichen Generationen angehören) haben unterschiedliche Ansichten. Diese Linien verlaufen jedoch nicht zwingen zwischen den Generationen und können schon beim nächsten Thema einen ganz anderen Verlauf haben. Und dann wäre noch die Frage zu beantworten, ob diese Unterschiede in den Augen des Fragestellers als „groß“ zu bezeichnen wären.
Religion
In Azerbaijan so mein Gesprächspartner gibt es große Unterschiede zwischen den Generationen. Unter anderem wird die Jugend wieder religiöser. Azerbaijan ist ein sehr säkularisiertes Land. Religion kommt für mich sichtbar nicht im Alltag vor. Es gibt keine neuen großen Moscheen, wie es sie in der Türkei gibt. Moscheen sind eher klein und unscheinbar. Es hat auch nicht jeder Ort eine eigene Moschee. Auch gehen die wenigsten Menschen mehrmals täglich beten. Auch in der Politik spielt die Religion keine besondere Rolle. Formal sind die Mehrheit im Land schiitische Muslime (wie im Iran). Die Stärke der Religiosität erinnert mich aber eher an Nord- oder Ostdeutschland.
Azerbaijan: Baku & Co
Eine Frage die mich schon lange interessiert ist, wie das Leben in nicht demokratischen Staaten ist und was die Menschen vermissen. Wir geben in Deutschland der Frage, ob ein Land demokratisch ist, ein sehr hohe Wertigkeit. Doch welche Bedürfnisse werden dann in Diktaturen nicht erfüllt? Wenn es keine Meinungs- und Pressfreiheit gibt, kann man keine Zeitung gründen oder Artikel schreiben, doch viele nutzen in Deutschland diese Möglichkeit. Ähnliches gilt für das Engagement in politischen Parteien. Wenn ich an die Maslowsche Pyramide oder ähnliche theoretische Bedürfnismodelle denke, muss eines der Grundbedürfnisse in nicht demokratischen Staaten nicht erfüllt sein, damit die Wichtigkeit die wir in Deutschland dieser Frage geben gerechtfertigt ist.
Baku
In einer ruhigen Minute habe ich bei einem Franzbrötchen diese Frage gestellt. Cavids Aussage war, dass er sich nicht sicher fühle. Wenn der Sohn eines Politikers ihn erschieße, würde er nicht belangt. Im schlimmsten Fall ginge der Sohn einfach ins Ausland und lebte in Europa in Frieden. Gleiches gelte auch für die Söhne von Firmenbossen, sie könnten einfach die Richter kaufen und ungeschoren davon kommen. Die Antwort deckt sich vortrefflich mit Maslow. Es bleibt die Frage, ob Rechtsstaat und Diktatur vereinbar sind.
Azerbaijan: Baku & Co
In Baku habe ich vier Tage bei Cavid und seiner Familie verbracht. An einem Abend habe ich für alle Franzbrötchen gebacken. Meine letzten Franzbrötchen hatte ich in Griechenland (gibt es dort bei Lidl). Franzbrötchen sind ein Stück Heimat und sie schmecken gut.
Azerbaijan: Baku & Co
Von Baku aus habe ich mehrere Ausflüge mit dem Bus bzw. Auto gemacht. Jedes Mal, wenn so unterwegs bin, dann weiß ich, warum ich Fahrrad fahre: Man fühlt die Natur, Ich muss nicht zum Bus laufen oder auf ihn warten und ich habe jeder Zeit die freie Entscheidung wohin ich fahren möchte.
Azerbaijan: Baku & Co
Merle aus Estland, die ich in Sheki für eine Hilfsorganisation tätig ist, hat mir erzählt, dass das Ansehen der Familie im ländlichen Azerbaijan sehr wichtig ist. Daher müssen viele Jugendliche und junge bei ihren Eltern lebende Erwachsene vor Neun Uhr zu Hause sein, da sonst die Nachbarn ein schlechtes Bild von der Familie bekommen könnten. Viele Jugendliche beschweren sich darüber. Wenn sie jedoch gefragt werde, ob sie es bei ihren eigenen Kindern anders machen würden, ist häufig die Antwort „Nein“, denn sie müsste ja ihre Kinder beschützen.
Baku

Land of Fire

Ich wache in der Nacht auf. Es knackt um mich herum. Als ich einschlief hatte es leicht geregnet. Das Knacken kommt von oben aus den Baumkronen und nicht vom Fußboden, also kommt kein Mensch oder Tier. Soweit gut. Ich stelle fest das es in meinem Zelt sehr hell ist. Meine Taschenlampe krame ich hervor, um auf meine Uhr zu leuchten. Es ist 1:30 Uhr. Im Schein der Lampe erkenne ich, dass die Zeltwände deutlich weiter zusammengerückt sind.
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Dieses Bild ist beim zweiten Mal Schnee vom Zelt abklopfen entstanden.
Schnee in Qubostan
Schnee in Qubostan
So sah es morgens aus.
Schnee in Qubostan
Schnee in Qubostan
In Baku wollte ich neben den architektonischen Sehenswürdigkeiten den Yanar Dagh besuchen, einen Berg, der seit 1000 Jahren brennt.
Yanar Dagh
Es war leider nicht ganz so spektakulär, wie ich es erwartet hatte.
Yanar Dagh
Baku versprüht fast einen europäischen Charme. Die Straßen in der Innenstadt sind sauber, von teuren Geschäften mit Schmuck und Kleidung gesäumt. Es wirkt alles geordnet, nahezu steril. Das vitale Chaos von Tiflis oder Trabzon mit vielen Händlern in den Straßen, Multikulti und Menschenmassen die Dinge des täglichen Bedarfs erwerben ist nicht vorhanden.
Baku
Das ganze Land bereitet sich auf die europäischen Spiele 2015 vor. Viele Baumaßnahmen sind in vollem Gange. Unter anderem werden längs der großen Straßen Mauern errichtet. Zunächst dachte ich an Gated Communities, jedoch sieht nur die erste Reihe der Häuser gut aus, die in zweiter Reihe stehenden Häuser sehen eher nach den Häusern aus, die bei Gated-Comunities eher ausgesperrt werden sollen. Meine Erklärung ist, dass diese Häuser, für die Vorbeifahrenden versteckt werden sollen. Sicher werden die „kritischen“ Medienberichte, die das Großevent begleiten werden, die Mauern zur Kenntnis nehmen.
Baku
Der azerbaijanische Nationalismus ist sehr interessant. Die Azerbaijaner sehen sich als Türken. Sie sehen sie als Nachfahren der türkischen Stämme die zwischen Kleinasien und Zentralasien schon seit Jahrtausenden leben. So gehören auch das Osmanen-Reich zu den Imperien, die nicht Azerbaijan besetzt haben, sondern die Azerbaijaner in der Vergangenheit gegründet haben.
Baku
Eine Frage die mir immer wieder gestellt wurde ist, ob ich in Armenien war. Da ich vorher gelesen hatte, dass man dortige Besuche eher verschweigen sollte, habe ich nie von mir aus erzählt, dass ich in Armenien war. Tatsächlich waren alle Fragesteller sehr interessiert an Armenien und fragten mich aus wie es dort ist?
Baku
Ich habe gehört, dass viele staatliche Angestellte offiziell um die 200€ verdienen und in offiziell am Monatsende einen Briefumschlag mit weiteren 700€ in die Hand bekommen. Als Erklärung für diese Praxis hieß es, dass die Rente nur auf die 200€ berechnet werden, außerdem bleibt so die Regierung flexibler bei ihrer Ausgabenplanung und wenn die Staatsdiener offiziell so viel verdienen wurden, beanspruchten andere Angestellte ebenfalls mehr Lohn. Das Preisniveau in Azerbaijan ist nicht niedrig, es liegt eher in der Nähe des Deutschen als der Türkischen.
Baku
Eines der besten Dinge in moslemischen Ländern ist der Brauch des Teetrinkens. In Azerbaijan kommt der Tee in einer kleinen Kanne, in die circa 4 Tassen Tee passen. Häufig gibt es ein Stückchen Zitrone in das Teeglas oder die Teetasse. Der Zucker wird nicht, wie in der Türkei in das Glas gegeben, sondern man nimmt den Würfelzucker in den Mund und trinkt den Tee gesüßt. Angeblich sei es besser für den Geschmack, wenn Tee und Zucker sich erst im Mund vermischen. Die ungeduldigen Teetrinker kippen etwas Tee auf die Untertasse, damit er schneller abkühlt und kippen den Tee nach einer Weile zurück ins Glas oder trinken direkt von der Untertasse.
Azerbaijan: Baku & Co

Azerbaijan SSR

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Azerbaijan ist ein erstaunliches Land. Einerseits macht es Werbung als Hauptsponsor vom spanischem Fußballmeister, andererseits ist es kompliziert und langwierig ein Visum zu erhalten. Zu allem Überfluss muss sich der Tourist noch innerhalb von drei Tagen nach Einreise beim Staatlichen Migrationsdienst registrieren. Dafür sind Formulare auszufüllen, die ausschließlich in aserbaidschanisch beschrieben sind, und die Mitarbeiter sprechen natürlich keine Fremdsprachen. Warum auch? Welcher Ausländer hat schon Kontakt mit dem Migrationsdienst? Die Registrierung hat verschiedene Preise zwischen kostenlos und zehn Euro habe ich alles gehört. Drei Euro habe ich bezahlt. Gerüchteweise habe ich gehört, dass die Registrierung kostenlos sei und der zu zahlende Betrag ein Trinkgeld an die Beamten für die Bearbeitung.
Grenze Azerbaijan
Die Georgier wünschen dem Reisenden „viel Glück“ bei der Einreise nach Azerbaijan.
Zement?
Azerbaijan ist ein erstaunliches Land. Hier gibt es deutlich mehr Individualverkehr auf den Straßen als in Georgien oder der Türkei. Busse sind längst nicht so zahlreich. Der Zustand der Autos sieht sehr gut aus. Die Autos sind alle (ALLE!) frisch geputzt und haben keine Beulen oder fehlende Teile, wie es in Georgien der Fall war. Die eine Hälfte der Autos sind alte Lada. Die andere Hälfte der Autos sind große Neuwagen, die vor allem groß sind ohne einen Zusatznutzen zu bringen (SUV).
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Die Landschaft hat mich sehr überrascht. (Route) Ich dachte, dass ich durch eine große, flache Wiese von Georgien ans Kaspische Meer radeln werde. Tatsächlich fuhr ich zunächst durch eine entsprechende Wiese, diese in Richtung Sheki langsam karger wird. Die Landschaft ist von großen Geröllhalden durchzogen, welche sich wahrscheinlich im Frühling in reißende Ströme verwandeln.
12%
Ab Sheki wurde es bergig. Es entwickelte sich zu einem richtigem Mittelgebirge mit gnadenlos steilen Straßen. Die Azerbaijaner kennen nur ein Steigungsschild und auf dem steht 12%. Ich hatte fast den Eindruck, dass zur Not die Straße extra steil gebaut wird, damit Steigung und Straßenschild zusammen passen. Zunächst fuhr ich durch einen Laubwald. Richtung Baku nahm die Vegetation immer weiter ab. Es wurde wüsten-ähnlich.
Wüste
Die Azerbaijaner sind sehr saubere Menschen bzw. das äußere Erscheinungsbild zählt sehr viel. Ihre Schuhe sind immer Blitz sauber, obwohl ich noch keinen Schuhputzer gesehen habe. Ihre Schuhe sind sogar dann sauber, wenn sie mit dem Esel über einen Acker reiten. Die gründlich geputzten Autos habe ich schon erwähnt.
Sheki
Zu den ersten fünf Fragen in den meisten Gesprächen, nachdem geklärt wurde, woher ich komme, wohin ich fahre und wo ich schlafe, gehört in Azerbaijan auch, wo ich mich wasche, das hat in den Ländern vorher niemanden interessiert.
Sheki
Nicht nur die Menschen auch das ganze Land sieht repräsentativ aus. Die Hauptstraßen sind in einem guten Zustand. In Städten sind sie häufig von Blümenbeeten gesäumt, die Ladenfront längs der Straße ist frisch gestrichen oder neu errichtet. Es gibt in Städten einen Fahnenplatz mit repräsentativen Gebäuden. Außerdem liegt kein Müll herum. Seit Italien ist Azerbaijan das erste Land, dass Mülltonnen pro Haus hat und keine Straßenmülltonen. Die Sauberkeit der Natur erinnert an die Schweiz.
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Meine Idee zu den sauberen Schuhen ist folgende:
Wer saubere Schuhe hat, zeigt traditionell, dass er nicht auf dem Feld arbeiten muss, sondern zur besseren Gesellschaft gehört. In vielen Ländern gilt das Zeigen der Schuhsohle als starke Beleidigung. Das Werfen von Schuhen übertrifft dieses natürlich. Ebenso gibt es viele Länder in denen vor dem Betreten von Wohnungen die Schuhe ausgezogen werden, gleiches gilt für Moscheen.
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Die Menschen sind sehr gastfreundlich. Viele rufen „Hello, Hello“. Mehr Englisch können sie leider nicht. An fast jedem zweiten Obststand bekomme ich Obst geschenkt. Neben Äpfeln gibt es hier Granatäpfel und Kara? (leider habe ich den Namen vergessen, es sieht aus wie ein Pfirsich, es hat nur keinen Stein sondern ein paar Kerne in der Mitte. Es ist knallrot, wenn es reif ist und gibt es überall. Es schmeckt mir nicht besonders.) Granatäpfel finde ich echt super.
Selbst die Autofahrer sind nett und sehr zurückhaltend. Wenn sie vor lauter gucken nicht das Autofahren vergessen, überholen sie in einem weiten Bogen. Der Verkehr in Azerbaijan ist, nach dem ich Georgien überlebt habe, eine echte Entspannung.
Entlang der Straßen verkauft jedes Dorf ein anderes Produkt. So gibt es in einem Dorf circa zehn Stände, an denen die gleiche Sorte Brot verkauft wird. Im nächsten Dorf verkauft dann jeder Dorfbewohner die gleichen Gemüsesorten. Wiederum ein Dorf weiter gibt es lebende Hühner zu kaufen, und so weiter.
Schaf zu verkaufen
In einem Dorf habe ich die Auswahl zwischen fünf Läden, in denen Schaf verkauft wird.
Auf dem nächsten Pass gibt es dann zehn Obststände mit identischem Angebot. So wirklich ist die Marktwirtschaft noch nicht in die ländlichen Regionen vorgedrungen.
Kuh zu verkaufen
Neben den Straßenständen werden auch in einigen Häusern waren verkauft. Häufig ist es ganz einfach, liegt ein Kuhkopf vor der Tür, gibt es Kuh. Hängt ein Schweinekopf am Haus, gibt es Schwein.
 
Außerdem gibt es immer wieder an der Straße teuer aussehende Restaurants und Hotels. Ich habe nicht nach Preisen gefragt, da sie schon von außen unerschwinglich aussehen. Viele neue SUV stehen davor. Das eine oder andere Etablissement wird perspektivisch für Baku 2015 errichtet worden sein.
 
In Gesprächen wird immer wieder auf mein Fahrrad und dann auf mich gezeigt und es mit „nada dengi“ (rus: kein Geld) kommentiert. Im ländlichen Azerbaijan wird nicht viel Fahrrad gefahren und es schadet sicher nicht, wenn mein Gegenüber meinen Drahtesel nicht mit einem Goldesel verwechselt.
 
Ich habe den Eindruck, dass es arme und reiche Menschen gibt. Die Lada-Fahrer (es ist erstaunlich was man alles auf dem Dach eines Ladas transportieren kann) und die SUV-Fahrer. Die in die teuer aussehenden Restaurant gehen und, die die jedem vorbeifahrendem Auto einen kleine Plastiktüte voll Nüsse entgegenhalten und es anflehen sie zu kaufen, die die erzählen das sie 100€ im Monat verdienen und, die die sagen das 10€ nicht viel Geld ist.